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Biff schaffte sein Schlagzeug schon auf das kleine Po-
dium hinauf.
»Ich dachte, Sie wären die Lieferanten«, wiederholte
die Frau aufgeregt. »Mr. Scollay hat einen Hochzeitsku-
chen bestellt und Hors d'OEuvres und Rinderbraten
und...«
»Die kommen schon noch, Madam«, tröstete ich sie.
»Schließlich werden sie erst nach erfolgter Lieferung be-
zahlt.«
»... zwei Schweinebraten und einen Kapaun, und Mr.
Scollay wird wütend sein, wenn...« Sie sah, wie einer ih-
rer Männer sich direkt unter einer Kreppgirlande eine Zi-
garette anzündete, und kreischte: »HENRY!« Der Mann
machte vor Schrecken einen Riesensatz, und ich flüchte-
te auf das Podium.
Um Viertel vor fünf waren wir mit allen Vorbereitun-
gen fertig. Charlie, der Posaunenspieler, blies probewei-
se ein paar leise Töne, und Biff machte Lockerungsübun-
gen mit den Händen. Die Feinkostlieferanten waren um
zwanzig nach vier aufgekreuzt, und Miß Gibson (so hieß
die magere Dame, die von Berufs wegen solche Veran-
staltungen organisierte) hatte sie mit heftigen Vorwürfen
überschüttet.
Vier lange Tische mit weißen Leinentischtüchern wur-
den von vier schwarzen Frauen in Häubchen und Schür-
zen festlich gedeckt. Der Hochzeitskuchen prangte un-
übersehbar in der Mitte des Saals. Er war sechsstöckig
und mit kleinen Marzipanfiguren eines Brautpaars ge-
krönt.
Ich ging an die frische Luft, um eine Zigarette zu rau-
chen, und als ich auf dem Gehweg stand, hörte ich sie
kommen  hupend und lärmend. Ich blieb stehen, wo
ich war, bis ich das erste Auto um die Ecke biegen sah,
dann trat ich meine Zigarette aus und ging wieder hin-
ein.
»Sie kommen«, teilte ich Miß Gibson mit.
Sie wurde ganz bleich und schwankte buchstäblich ein
bißchen. Diese gute Dame hätte sich einen anderen Beruf
aussuchen sollen  Innenarchitektin oder Bibliothekarin.
»Den Tomatensaft!« schrie sie. »Bringt den Tomatensaft
her!«
Ich ging aufs Podium, und wir machten uns bereit.
Wir hatten schon öfter bei Hochzeitsempfängen ge-
spielt  welche Combo hat das nicht?  , und als sich
die Türen öffneten, schmetterten wir eine Ragtime-
Version des Hochzeitsmarsches, die ich selbst arran-
giert hatte. Wenn Sie der Meinung sind, daß sich das
so anhören mußte wie ein Limonadencocktail l
schmeckt, so stimme ich Ihnen völlig zu, aber wir hat-
ten damit meistens großen Erfolg,'und so war es auch
diesmal. Alle klatschten und brüllten und pfiffen, und
dann fingen sie an, sich miteinander zu unterhalten.
Aber an der Art, wie sie beim Reden mit den Füßen
den Rhythmus klopften, konnte ich sehen, daß wir
gut ankamen. Wir waren auch richtig in Fahrt  ich
hatte es im Gefühl, daß die ganze Sache gut klappen
würde. Ich weiß natürlich alles, was man so über die
Iren sagt, und das meiste davon stimmt sogar, aber
eins muß man ihnen lassen: langweilig geht's bei ih-
nen nie zu. Sie verstehen es großartig zu feiern.
Trotzdem muß ich gestehen, daß ich um ein Haar die
ganze Nummer geschmissen hätte, als der Bräutigam
und die errötende Braut hereinkamen. Scollay, in Cut
und gestreiften Hosen, warf mir einen scharfen Blick zu,
und glauben Sie ja nicht, daß mir das entgangen wäre. Ir-
gendwie brachte ich es fertig, ein Pokergesicht zu ma-
chen, und auch den übrigen Bandmitgliedern gelang es
- niemand verspielte sich auch nur im geringsten, was
ein Glück für uns war. Die Hochzeitsgäste -es schienen
fast ausschließlich Scollays Ganoven und deren Liebchen
zu sein  waren natürlich schon im Bilde. Mußten sie ja
sein, wenn sie in der Kirche gewesen waren. Ich hinge-
gen hatte nur höchst unzureichende Informationen be-
kommen.
Sie haben vielleicht schon mal was von Jack Sprat und
seiner Frau gehört. Nun, ich kann Ihnen nur sagen 
dies war hundertmal schlimmer. Scollays Schwester hat-
te  wie er selbst, bevor sie ihm ausfielen  rote Haare.
Sie waren lang und kraus. Aber es war nicht jener schöne
rotbraune Farbton, den Sie vielleicht vor Augen haben.
Nein, es war ein grelles Karottenrot, und die Krause hat-
te Ähnlichkeit mit Sprungfedern. Sie hatte von Natur aus
wohl einen schönen hellen Teint, aber er kam überhaupt
nicht zur Geltung, weil das ganze Gesicht mit Sommer-
sprossen übersät war. Und wenn Scollay gesagt hatte, sie
sei fett, so war das eine ähnliche Untertreibung, wie
wenn jemand sagen würde, daß man bei Macy's ein paar
Sachen kaufen kann. Sie war ein Dinosaurus in Men-
schengestalt - milde geschätzt, mußte sie so an die 350
Pfund wiegen. Die meisten davon verteilten sich auf Bu-
sen, Hüften, Oberschenkel und Hintern, wie das bei fet-
ten Mädchen so gut wie immer der Fall ist  was eigent-
lieh sexy sein sollte, wird dadurch grotesk und irgendwie
beängstigend. Manche fetten Mädchen haben wenig-
stens erstaunlich hübsche Gesichter, aber nicht einmal
das konnte man von Scollays Schwester sagen. Ihre Au-
gen standen viel zu dicht beieinander, ihr Mund war zu
groß, und sie hatte Henkelohren. Und dazu die Sommer-
sprossen. Sogar schlank wäre sie häßlich wie die Nacht
gewesen.
Aber das allein hätte niemanden zum Lachen gereizt,
es sei denn dumme oder sehr gemeine Menschen. Erst
wenn man Rico, den Bräutigam, zum Bild hinzufügte,
wurde es zum Brüllen komisch. Selbst wenn er einen Zy-
linder aufgesetzt hätte, hätte er neben ihr wie ein Zwerg
gewirkt. Er sah so aus, als bringe er in tropfnassem Zu-
stand so an die neunzig Pfund auf die Waage. Er war
sehr mager und hatte einen dunklen Teint. Als er nervös
grinste, sahen seine Zähne wie ein Pfahlzaun in einer
Slumgegend aus.
Wir spielten weiter.
Scollay brüllte: »Die Braut und der Bräutigam! Gott ge-
be ihnen Glück!« Und wenn Gott es nicht tut, drückten sei-
ne drohend zusammengezogenen Brauen aus, so solltet
ihr es lieber tun  zumindest heute.
Alle riefen Glückwünsche und klatschten. Wir beende-
ten unsere Nummer mit einem Tusch, und das löste neu-
es Rufen und Klatschen aus. Scollays Schwester Mau-
reen lächelte. O Gott, ihr Mund war furchtbar groß! Sie
trug ein einfältiges Grinsen zur Schau.
Danach schlenderten alle einfach herum, aßen Käse
und Wurst auf Crackers und tranken Scollays besten ge-
schmuggelten Scotch. Ich goß mir zwischen den einzel-
nen Musikstücken selbst drei hinter die Binde, und das
Zeug stellte Tommy Englanders Whisky total in den
Schatten. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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