[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Urteil gar nicht mehr herausfinden könnte. In diesem Sinne hat Bonaparte ganz richtig gesagt, daß viele dem
Feldherrn vorliegende Entscheidungen eine Aufgabe mathematischer Kalküls bilden würden, der Kräfte eines
Newton und Euler nicht unwürdig.
Was hier von höheren Geisteskräften gefordert wird, ist Einheit und Urteil, zu einem wunderbaren
Geistesblick gesteigert, der in seinem Fluge tausend halbdunkle Vorstellungen berührt und beseitigt, welche
ein gewöhnlicher Verstand erst mühsam ans Licht ziehen und an denen er sich erschöpfen würde. Aber diese
höhere Geistestätigkeit, dieser Blick des Genies würde doch nicht zur historischen Erscheinung werden, wenn
die Gemüts- und Charaktereigenschaften, von denen wir gehandelt haben, ihn nicht unterstützten.
Das bloße Motiv der Wahrheit ist in dem Menschen nur äußerst schwach, und darum immer ein großer
Unterschied zwischen dem Erkennen und Wollen, zwischen dem Wissen und Können. Den stärksten Anlaß
zum Handeln bekommt der Mensch immer durch Gefühle und den kräftigsten Nachhalt, wenn man uns den
Ausdruck gestatten will, durch jene Legierung von Gemüt und Verstand, die wir in der Entschlossenheit,
Festigkeit, Standhaftigkeit und Charakterstärke kennengelernt haben.
Wenn übrigens diese erhöhte Geistes- und Gemütstätigkeit des Feldherrn sich nicht in dem Totalerfolg
seines Wirkens kundtäte und nur auf Treue und Glauben angenommen würde, so würde sie nur selten zur
historischen Erscheinung werden.
Was von dem Gange der kriegerischen Ereignisse bekannt wird, ist gewöhnlich sehr einfach, sieht sich
einander sehr ähnlich, und niemand, der sich an die bloße Erzählung hält, sieht von den Schwierigkeiten, die
dabei überwunden wurden, etwas ein. Nur hin und wieder kommt in den Memoiren der Feldherren oder ihrer
Vertrauten oder bei Gelegenheit einer besonderen historischen Forschung, die sich auf ein Ereignis verbissen
hat, ein Teil der vielen Fäden an das Tageslicht, die das ganze Gewebe bilden. Die meisten Überlegungen
und Geisteskämpfe, welche einer bedeutenden Ausführung vorhergehen, werden absichtlich verborgen, weil
Drittes Kapitel: Der kriegerische Genius 32
Inhalt
sie politische Interessen berühren, oder geraten zufällig in Vergessenheit, weil sie als bloße Gerüste
betrachtet werden, die nach Vollendung des Baues weggenommen werden müssen.
Wollen wir nun endlich noch, ohne uns an eine nähere Bestimmung der höheren Seelenkräfte zu wagen,
einen Unterschied in der Verstandeskraft selbst gelten lassen nach gewohnten Vorstellungen, wie sie sich in
der Sprache fixiert haben, und uns dann fragen, welcher Art von Verstand dem kriegerischen Genius am
nächsten angehört, so wird uns sowohl der Blick auf den Gegenstand als auf die Erfahrung sagen, daß es
mehr die prüfenden als schaffenden, mehr die umfassenden als einseitig verfolgenden, mehr die kühlen als
die heißen Köpfe Bind, denen wir im Kriege das Heil unserer Brüder und Kinder, die Ehre und Sicherheit
unseres Vaterlandes anvertrauen möchten.
Viertes Kapitel: Von der Gefahr im Kriege
Gewöhnlich macht man sich, ehe man sie kennengelernt hat, eine Vorstellung davon, die eher anziehend als
zurückschreckend ist. Im Rausche der Begeisterung sturmschritts auf den Feind eindringen - wer zählt da die
Kugeln und die Fallenden -, die Augen wenige Momente zugedrückt, sich dem kalten Tode
entgegenzuwerfen, ungewiß, ob wir oder andere ihm entrinnen werden - und dies alles dicht am goldenen
Ziel des Sieges - dicht vor der labenden Frucht, nach welcher der Ehrgeiz durstet - kann das schwer sein? Es
wird nicht schwer sein, und noch weniger wird es so scheinen. Aber solcher Momente, die dennoch nicht das
Werk eines einzigen Pulsschlages sind, wie sie gedacht werden, sondern wie arzneiliche Mischungen mit Zeit
verdünnt und verdorben genossen werden müssen - solcher Momente, sagen wir, gibt es nur wenige.
Begleiten wir den Neuling auf das Schlachtfeld. Wenn wir uns demselben nähern, so wechselt der immer
deutlicher werdende Donner des Geschützes endlich mit dem Heulen der Kugeln, welches nun die
Aufmerksamkeit des Unerfahrnen auf sich zieht. Kugeln fangen an, nahe vor und hinter uns einzuschlagen.
Wir eilen zu dem Hügel, auf welchem der kommandierende General mit seinem zahlreichen Gefolge hält.
Hier wird das nahe Einschlagen der Kanonenkugeln, das Zerspringen der Granaten schon so häufig, daß der
Ernst des Lebens sich durch das jugendliche Phantasiebild hindurchdrängt. Plötzlich stürzt ein Bekannter - es
schlägt eine Granate in den Haufen und bringt einige unwillkürliche Bewegungen hervor - man fängt an zu
fühlen, daß man nicht mehr völlig ruhig und gesammelt ist; auch der Bravste wird wenigstens etwas zerstreut.
- Jetzt einen Schritt in die Schlacht hinein, die vor uns tobt, fast noch wie ein Schauspiel, zum nächsten
Divisionsgeneral; hier folgt Kugel auf Kugel, und der Lärm des eigenen Geschützes mehrt die Zerstreuung. -
Vom Divisions- zum Brigadegeneral - dieser, von anerkannter Tapferkeit, hält vorsichtig hinter einem
Hügel, einem Hause oder hinter Bäumen; - ein sicherer Exponent der steigenden Gefahr - Kartätschen
rasseln in Dächern und Feldern, Kanonenkugeln sausen in allen Richtungen an und über uns weg, und schon
stellt sich ein häufiges Pfeifen der Flintenkugeln ein; - noch ein Schritt zu den Truppen, zu der im
stundenlangen Feuergefecht mit unbeschreiblicher Standhaftigkeit ausharrenden Infanterie; - hier ist die Luft
erfüllt von zischenden Kugeln, die ihre Nähe bald durch den kurzen scharfen Laut verkünden, womit sie
zollweit an Ohr, Kopf und Seele vorüberfliegen. Zum Überfluß schlägt das Mitleiden über den Anblick der
Verstümmelten und Hinstürzenden mit Jammerschlägen an unser klopfendes Herz.
Keine dieser verschiedenen Dichtigkeitsschichten der Gefahr wird ein Neuling berühren, ohne zu fühlen, daß
das Licht der Gedanken sich hier durch andere Mittel bewege und in anderen Strahlen gebrochen werde als
bei der spekulativen Tätigkeit; ja, es müßte der ein sehr außerordentlicher Mensch sein, der bei diesen ersten
Eindrücken nicht die Fähigkeit zu einem augenblicklichen Entschluß verlöre. Es ist wahr, die Gewohnheit
stumpft diese Eindrücke sehr bald ab; nach einer halben Stunde fangen wir an, gleichgültiger gegen alles zu
werden, was uns umgibt, der eine mehr, der andere weniger; aber bis zur völligen Unbefangenheit und zur
natürlichen Elastizität der Seele bringt ein gewöhnlicher Mensch es immer nicht - und so mag man denn
erkennen, daß mit Gewöhnlichem hier wieder nicht auszureichen ist, welches um so wahrer wird, je größer
der Wirkungskreis ist, der ausgefüllt werden soll. Enthusiastische, stoische, angeborene Bravour,
gebieterischer Ehrgeiz oder auch lange Bekanntschaft mit der Gefahr, viel von allem dem muß da sein, wenn
Viertes Kapitel: Von der Gefahr im Kriege 33
Inhalt
nicht alle Wirkung in diesem erschwerenden Mittel hinter dem Maß zurückbleiben soll, welches auf dem
Zimmer als ein gewöhnliches erscheinen mag.
Die Gefahr im Kriege gehört zur Friktion desselben, eine richtige Vorstellung davon ist zur Wahrheit der
Erkenntnis notwendig, und darum ist ihrer hier Erwähnung geschehen.
Fünftes Kapitel: Von der körperlichen Anstrengung im Kriege
Wenn niemand ein Urteil über kriegerische Ereignisse anders fällen dürfte als in dem Augenblick, wo er von
Frost erstarrt oder vor Hitze und Durst verschmachtend, von Mangel und Müdigkeit niedergedrückt ist, so
würden wir zwar noch weniger Urteile haben, die objektiv richtig wären, aber sie würden es wenigstens
subjektiv sein, d. h. sie würden das Verhältnis des Urteilenden zum Gegenstande genau in sich enthalten.
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Tematy
- Home
- Arnett.Kevin.Mysteries.Myths.or.Marvels.eBook EEn
- ebook pdf Science Mind Its Mysteries and Control
- Ziemia Ilustrowana Biblioteka Wiedzy ebook
- (ebook) Capote Truman The Grass harp
- EBOOK Revenge Nick Ferris
- Cherryh, C J Morgaine Zyklus 01 Das Tor Von Ivrel
- Cecylia von Ziegesar Bo jestem tego warta
- (ebook german) Lovecraft, H.P. Stadt ohne Namen
- (ebook german) King, Stephen Der Gesang Der Toten
- Dhan Gopal Mukerji Ghond the Hunter
- zanotowane.pl
- doc.pisz.pl
- pdf.pisz.pl
- patryk-enha.pev.pl